Worauf es bei der Formulierung der Fragen ankommt

Um bei einer Umfrage das maximal erreichbare Nutzen zu erzielen, sollte man bei der Formulierung von Fragen Fehler vermeiden und besonders drauf achten, wie eine optimale Frage aussieht. In diesem Artikel erhalten Sie 4 wertvolle Tipps, worauf es bei der Formulierung der Fragen ankommt.

Der erfahrene Bogenschütze

Im Folgenden bringen wir Ihnen die Metapher eines Bogenschützen für die Beschreibung einer optimalen Frage näher.

(Abbildung: Der Bogenschütze. Bildquelle: Patrzek, A. (2015): Fragekompetenz für Führungskräfte, 6. Auflage S.210)

Ein guter Fragesteller ist vergleichbar mit einem guten Bogenschützen. Denn ein guter Bogenschütze wird:

  • zuerst sein Ziel auswählen und anvisieren, bevor er abschießt
  • die Flugbahn seines Pfeils verfolgen
  • ggf. die Richtung korrigieren und nochmal abschießen

 Das können wir deswegen mit Fragen vergleichen, weil:

 der Fragesteller bestimmten Ziel verfolgt

  • die Antwort abwartet
  • ggf. die Frage noch genauer formuliert, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten

 Wie wir sehen sind bei der Formulierung von Fragen Ähnlichkeiten mit dem Treffen des Ziels des Bogenschützen zu erkennen. Desto besser die Frage formuliert ist, umso wahrscheinlicher ist es, das gewünschte Ergebnis zu erhalten. Doch wie formuliere ich Fragen gut? Worauf muss ich bei der Formulierung von Fragen achten? Im Folgenden erhalten Sie die 4 goldenen Tipps bei der Formulierung von Fragen bei Umfragen.

 

 

1. Ist die Frage notwendig?

Vorab haben wir zu klären, ob die Fragen, die wir stellen auch wirklich notwendig sind. Stellen Sie sich vor, die Dauer unserer freiwilligen Befragung beträgt über eine Stunde und der Befragte wird überrempelt mit unnötigen Fragen.

Machen Sie sich vor der Befragung klar, warum Sie befragen wollen und kommen Sie bei den Fragen auf den Punkt. Ermitteln Sie das Ziel und machen Sie sich klar über welche Fragen Sie an das Ziel kommen wollen. Zum Beispiel wäre es nicht sinnvoll eine Frage zu stellen, die keinerlei Bezüge zur Zielsetzung hat. Allerdings könnte es sein, dass man versucht, über indirekte Fragen ans Ziel zu kommen. Es ist nicht unüblich, dass Fragen über konkurrierende Marken gestellt werden, um so das Sponsoring zu verschleiern oder das zu Beginn des Fragebogens einige neutrale Fragen gestellt werden, um ein Verhältnis herzustellen.

Machen Sie sich klar, warum die Frage in Ihrer Umfrage auftauchen soll und verzetteln Sie sich nicht mit unnötigen Fragen.

 

 

2. Werden mehrere Fragen statt einer benötigt? Der Umgang mit Doppelfragen!

Nachdem wir die Notwendigkeit der Frage geklärt haben müssen wir auf das Ausreichen der Fragestellung auf den Erhalt der gewünschten Informationen achten. Manchmal ist es von Vorteil eine längere Frage auf mehrere Fragen zu unterteilen, um die gewünschten Informationen eindeutig zu erhalten. Doppelfragen (liegen vor, wenn zwei Fragen gleichzeitig beantwortet werden müssen) können Ihre Umfrage ruinieren. Sie können nicht wissen, wie der Befragte die zwei Themen in einer Frage gewichtet und gefährden so die Eindeutigkeit.

Beispiel: “Finden Sie, dass Coca-Cola ein schmackhaftes und erfrischendes Getränk ist?”

Wenn der Befragte hierauf mit Nein antwortet können Sie nicht wissen, ob er es nicht-schmackhaft, nicht-erfrischend oder beides gleichzeitig empfindet. Somit wäre die Eindeutigkeit Ihrer Ergebnisse verloren.

 Meinen Sie nicht, dass es sinnvoll wäre, diese Doppelfrage in zwei Fragen zu unterteilen, die wie folgt heißen könnten:

“Finden Sie, dass Coca-Cola ein schmackhaftes Getränk ist?”

“Finden Sie, dass Coca-Cola ein erfrischendes Getränk ist?”

Somit würde man die Antworten klar zuteilen können und die Doppelfrage wäre ausgeräumt.

 

 

 3.  Ist der Befragte informiert? Du sollst unklare Begriffe definieren!

‚Was glauben Sie: In welchem Alter beginnt bei Männern normalerweise die Andropause?‘

Wenn Sie Androloge (Männerheilkundler) sind wäre die Frage für Sie verständlich, aber der Großteil der Menschheit würde mit dem Begriff ‚Androloge‘ nichts anfangen können. Klären Sie unumgänglich unklare Begriffe, die Ihre Zielgruppe nicht auf Anhieb verstehen würde. Zum Beispiel wäre es von Vorteil, den Begriff ‚Andropause‘ zu erläutern, bevor Sie die Fragen stellen‘:

“Mit dem Begriff Andropause umschreibt man das Eintreten hormoneller Veränderungen beim Mann, die sich auf das Gefühls- und Sexualleben auswirken können. Vergleichbar ist dieser Prozess der Menopause bei Frauen, also den sogenannten Wechseljahren. Was glauben Sie, …”

Ist die Frage nicht jetzt viel verständlicher, da Unklarheiten ausgeräumt wurden? Entscheiden Sie selbst.

 

4. Aufwand seitens Probanden

Auch hier stellen Sie sich am besten in die Lage des Befragten, um den Aufwand so besser einschätzen zu können. Es wäre nicht von Vorteil, wenn eine freiwillige Befragung zum Beispiel über 3 Stunden dauert. Der Befragte ist für die Bereitstellung von Informationen zuständig und dieser ist nicht bereit viel Aufwand hierfür zu betreiben. Auch wir hätten bei der Erstellung diesen Artikels 11 Tipps zur Formulierung von Fragen liefern können. Allerdings haben wir 4 Tipps für angebrachter gehalten, bei welchen wir auch genau auf den Punkt gekommen sind. Merken Sie: Halten Sie den Aufwand für den Leser/Probanden so gering wie möglich und so umfangreich wie nötig!

 

 

Schlusswort

Zusammenfassend lässt sich also sagen: Je besser die Fragen gestellt sind, desto besser wird das Ergebnis Ihrer Umfrage. Achten Sie auf die Formulierungen der Fragen und sie werden garantiert bessere Ergebnisse finden. In folgender Grafik können Sie sich nochmal die Kernaussagen der 4 Tipps zur Formulierung der Fragen entnehmen.

 

Autor:
Bünyamin Öztürk

 

Literaturverzeichnis:

  • Porst, R. (2000): Question Wording – zur Formulierung von Fragebogen-Fragen. (GESIS-How-to, 2). Mannheim: Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen -ZUMA-. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-201334
  • Malhotra, N.; Birks, D. (2006): Marketing Research. An Applied Approach, S.331ff.
  • Lenzner, Timo und Menold, Natalja (2015). Frageformulierung. Mannheim, GESIS – Leibniz – Institut für Sozialwissenschaften (GESIS Survey Guidelines). DOI: 10.15465/gesis-sg_017