2. Umfrage: Messung und Skalierung

2.3 Nicht-komparative Skalen

 

Typologie von Skalierungsverfahren

Nicht-komparative Skalen: Kontinuierliche Ratingskalen

Kontinuierliche Ratingskalen
Probanden bewerten Objekte, indem sie eine entsprechende Position auf einer Linie markieren, die von einem Extrem zum anderen Extrem eines bestimmten Kriteriums läuft.

Wie bewerten Sie „Real“ als Lebensmittelgeschäft?

 

Kontinuierliche Ratingskalen: Perception Analyzer

 

Diskrete Ratingskalen: Likert-Skala

Likert-Skala
Probanden geben an, inwieweit sie den aufgeführten Aussagen zustimmen – anhand einer 5- oder 7-Punkte-Skala, die von einem Extrem zum anderen reicht.

Im Folgenden sind unterschiedliche Aussagen über Real aufgeführt. Bitte geben Sie an, wie stark Sie diesen Aussagen zustimmen:

WICHTIG: Beachten Sie die umgekehrte Richtung von Fragen 2, 5 und 6. Kehren Sie die entsprechenden Skalen vor der Datenanalyse um – d.h. die höhere Zahl soll eine bessere Einstellung bedeuten.

Likert-Skala: Beispiele

Populäre Likert-Skalen im Marketing

Konstrukt Skalenpunkte
 

Einstellung

 

Sehr schlecht

 

Schlecht

 

Weder gut, noch schlecht

 

Gut

 

Sehr gut

 

Wichtigkeit

 

Überhaupt nicht wichtig

 

Unwichtig

 

Neutral

 

Wichtig

 

Sehr wichtig

 

Zufriedenheit

 

Sehr unzufrieden

 

Unzufrieden

 

Weder zufrieden, noch unzufrieden

 

Zufrieden

 

Sehr zufrieden

 

Kaufwahrscheinlichkeit (Kaufabsicht)

 

Definitiv nicht

 

Wahrscheinlich nicht

 

Unentschieden

 

Wahrscheinlich ja

 

Auf jeden Fall ja

 

Kaufhäufigkeit

 

Nie

 

Selten

 

Manchmal

 

Oft

 

Sehr oft

 

Zustimmung

 

Trifft überhaupt nicht zu

 

Trifft eher nicht zu

 

Teils teils zu

 

Trifft eher zu

 

Trifft voll und ganz zu

Diskrete Ratingskalen: Semantisches Differential

Wie schätzen Sie das Erscheinungsbild von Kaufhof ein?

Im folgenden Kasten finden Sie jeweils gegensätzliche Begriffspaare. Bitte kreuzen Sie an, inwieweit Sie in Ihrer Einschätzung jeweils mehr zu der einen oder der anderen Ausprägung tendieren.  

HINWEIS: Die negativen Adjektive erscheinen in der Skala manchmal links und manchmal rechts. Dies ermöglicht die Tendenz einiger Probanden nachträglich zu kontrollieren, alles links oder rechts anzukreuzen, ohne die Adjektive gelesen zu haben.

Semantisches Differential: Beispiel

Messung von Selbsteinschätzung,  Einstellung gegenüber Personen bzw. Produkten

  •  Bewertungsprofile von verschiedenen Objekten / Befragten / Segmenten
  •  Jeder Punkt entspricht dem Mittelwert oder Median der jeweiligen Skala

Semantische Profile von Shampoo-Marken  „Herbal Magic” und „Elseve” im Vergleich zum idealen Shampoo aus der Sicht von Konsumenten

  •  Ideales Shampoo
  •  Elseve
  •  Herbal Magic

Diskrete Ratingskalen: Stapel-Skala

Stapel-Skala
Eine unipolare Ratingskala mit 10 Kategorien von -5 bis +5 ohne Neutralpunkt (0).

Wird oft als Alternative zum semantischen Differential verwendet, insb. wenn es schwierig erscheint, ein sinnvolles Paar von entgegengesetzten Adjektiven zu finden.

Bitte geben Sie an, wie zutreffend folgende Wörter und Phrasen die Geschäfte beschreiben. Wählen Sie eine Plus-Zahl für Phrasen, die das Geschäft zutreffend beschreiben. Je genauer Ihrer Meinung nach die Beschreibung auf das Geschäft zutrifft, desto höher sollte die Plus-Zahl sein. Wählen Sie eine Minus-Zahl für Phrasen, die Ihrer Meinung nach auf das Geschäft nicht zutreffen. Je weniger die Phrase auf das Geschäft zutrifft, desto sollte die Minus-Zahl sein. Sie können jede Zahl zwischen +5 (für zutreffende) und -5 (für unzutreffende) Beschreibungen wählen.

Wichtigste nicht-komparative Skalen

Skala Beschreibung Beispiele Vorteile Nachteile
 

Kontinuierliche Ratingskalen

 

Markierung auf einer kontinuierlichen Linie

 

Reaktion auf TV-Werbespots

 

Einfach zu bilden

 

Nicht PC-gestützte manuelle Auswertung kann sehr mühsam sein

Diskrete Ratingskalen

 

Likert-Skala

 

Grad der Zustimmung auf der Skala von 1 (stimme ganz und gar nicht zu) bis 5 (stimme vollkommen zu)

 

Messung von Einstellungen

 

Einfach zu verstehen, zu verwenden und zu bilden

 

Zeitaufwendiger

 

Semantisches Differential

 

Zweipolige siebenstufige Ratingskala mit entgegengesetzten Adjektiven auf den Polen.

 

Marken-, Produkt- und Firmenimage

 

Vielseitig

 

Keine Eignung darüber, ob die Daten intervallskaliert sind

 

Stapel-Skala

 

Unipolare zehn Punkte Skala von -5 bis +5 ohne Neutralpunkt (0)

 

Messung von Einstellungen und Image

 

Einfach zu konstruieren und zu verwenden in Telefon-Umfragen

 

Manchmal verwirrend und schwierig anzuwenden

 

Konstruktion von diskreten Ratingskalen

Anzahl von Antwortkategorien
Zwar gibt es keine eindeutige einzig optimale Anzahl von Antwortkategorien, traditionell werden Skalen mit fünf bis neuen Antwortkategorien verwendet.

Balanciert vs. nicht-balanciert
Generell sollte die Skala balanciert sein, um objektive Ergebnisse erzielen zu können.

Gerade vs. ungerade Anzahl von Antwortkategorien
Wenn eine neutrale bzw. indifferente Antwort zumindest für einige Probanden in Frage kommt, sollte man eine Skala mit ungerader Anzahl von Antwortkategorien verwenden.

Obligatorische vs. nicht- obligatorische Antwort
Wenn einige Probanden keine Meinung haben können, durch nicht-obligatorische Fragen kann die Genauigkeit der Ergebnisse verbessert werden.

Verbale Beschreibung
Es gibt gute Argumente dafür, die meisten (wenn nicht alle) Antwortkategorien zu beschriften. Die Beschriftung sollte möglichst nah an den Antwortkategorien sein.

Anzahl von Antwortkategorien

Anzahl von Antwortkategorien
Zwar gibt es keine eindeutige optimale Anzahl von Antwortkategorien, traditionell werden Skalen jedoch mit fünf bis neun Antwortkategorien verwendet.

  • + Je höher die Anzahl von Antwortkategorien, desto feinere Unterschiede in der Bewertung können von der Skala registriert werden.
  • –  Die meisten Probanden können nur mir einigen wenigen Antwortkategorien umgehen.

Involvement und Wissen

  • Mehr Antwortkategorien wenn Probanden an der Bewertungsaufgabe interessiert sind, oder ein tiefes Wissen über das Objekt oder den Sachverhalt haben.

Natur von Objekten

  • Sind feine Unterschiede für die Objekte charakteristisch?

Modus der Datenerhebung

  • Weniger Antwortkategorien für Telefoninterviews.

Datenanalyse

  • Weniger Antwortkategorien für Aggregation, Verallgemeinerungen, oder Gruppenvergleiche.
  • Mehr Kategorien für anspruchsvolle statistische Analysen, insb. Korrelationsbasierte u. ä.

Balancierte oder nicht-balancierte Skalen

Balanciert vs. nicht-balanciert
Generell sollte die Skala balanciert sein, um objektive Ergebnisse erzielen zu können.

Balancierte Skala:

  • Sehr gut
  • Gut
  • Weder gut noch schlecht
  • Schlecht
  • Sehr schlecht

Nicht-balancierte Skala:

  • Extrem gut
  • Sehr gut
  • Gut
  • Angemessen
  • Schlecht
  • Sehr schlecht

Gerade oder ungerade Anzahl von Antwortkategorien

Gerade vs. ungerade Anzahl von Antwortkategorien
Wenn eine neutrale bzw. indifferente Antwort zumindest für einige Probanden in Frage kommt, sollte man eine Skala mit ungerader Anzahl von Antwortkategorien verwenden.

  • – Die mittlere Option einer Einstellungsskala zieht viele Probanden an, die unsicher sind oder ihre Meinung nur ungern offenbaren würden.
  • – Das kann die Maße der zentralen Tendenz und Varianz verzerren.
  • – Wollen/brauchen wir „Kontrast“ in kontroversen Einstellungen?

Obligatorische oder nicht-obligatorische Antwort?

Obligatorische vs. nicht- obligatorische Antwort
Wenn einige Probanden keine Meinung haben können, durch nicht-obligatorische Fragen kann die Genauigkeit der Ergebnisse verbessert werden.

  • – Fragen ohne Alternative „weiß nicht“ erzeugen tendenziell eine höhere Menge an genauen Daten.
  • – Wollen die Probanden nicht antworten oder haben sie keine Meinung?
  • – Nutzen Sie „weiß nicht“ oder besser „nicht zutreffend“ bei sachlichen Fragen und Wissensabfragen, aber nicht für die Messung von Einstellungen und Meinungen.
  • – Nutzen Sie die Filterführung, um sicherzustellen, dass Probanden Ihre Fragen beantworten können

Verbale Beschreibung

Verbale Beschreibung
Es gibt gute Argumente dafür, die meisten (wenn nicht alle) Antwortkategorien zu beschriften. Die Beschriftung sollte möglichst nah an den Antwortkategorien sein.

  • – Die verbale Beschreibung für jede Antwortkategorie verbessert die Genauigkeit und Reliabilität nicht immer. Wichtig ist es, die Ambivalenz der Beschriftung zu vermeiden.
  • – Spitze vs. Flache Antwortverteilung

 

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